Vermeiden Sie Substantivierungen

Vermeiden Sie Substantivierungen

Sie kennen das bestimmt: Ihr Gefühl sagt Ihnen: „Hier stimmt etwas nicht!“ Aber oft wissen wir dann nicht genau, was es ist, das uns stört. In solchen Fällen kann ich Ihnen nur raten, auf Ihr Gefühl, Ihren Bauch zu hören.

Gute, flotte Texte lesen sich leicht, werden sofort verstanden und manchmal erinnert man sich noch nach Tagen eine gelungene Formulierung. Bei allen anderen Texten quält sich der Leser. Und dabei ist es das oberste Gebot für uns Schreibende, dass wir dem Empfänger das Lesen so leicht wie möglich machen.

Und das ist keine Zauberei, vielmehr gibt es einfache Tipps, Tricks und Erfahrungen. Nehmen wir uns heute einmal einen Punkt vor, der den meisten Geschäftsbriefen sehr gut tut.

So vermeiden Sie Substantivierungen

Sehr viele Hauptwörter lassen einen Brief wie jede Art von Text unpersönlich und starr erscheinen. Dabei sind alle echten Substantive schon schlimm genug, wenn Sie in Mengen auftreten. Besonders negativ wirken sich aber die sogenannten Substantivierungen aus. Das sind Wörter, die zum Beispiel auf „-ung“. „-heit“ und „-keit“ enden.

Werden viele Substantivierungen verwendet, bekommt man als Leser unweigerlich das Gefühl, dass der schreibende Betrieb sich nicht wirklich für meine Belange einsetzt. Je größer das absendende Unternehmen ist oder in der Öffentlichkeit als solches wahrgenommen wird, desto mehr wird der Eindruck bestärkt, dass es unbeweglich und unnachgiebig ist.

Beispiel: 

Nach Prüfung der Angelegenheit wird unser Außendienst sich mit Ihnen in Verbindung setzen und Ihnen einen Lösungsvorschlag unterbreiten, in dem Ihre Belange ausreichend Berücksichtigung finden.

Na, was sagen Sie? Grauenhaft! Allein fünf Substantivierungen in diesem einen Satz. Kein Kunde möchte so etwas lesen. Das klingt schon jetzt, als ob man nur lästig ist. Und dabei wissen wir gar nicht, ob es hier um eine Anfrage des Kunden oder um eine Beschwerde geht. Je nach dem, sind verschiedene bessere Lösungen möglich.

Falls der Kunde um ein Angebot gebeten hatte, könnte es zum Beispiel heißen:

Herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Herr Meier aus unserem Außendienst meldet sich bei Ihnen, sobald er einen Vorschlag ausgearbeitet hat, der Ihre Wünsche  bestmöglich berücksichtigt.

Dieser Text ist nur unwesentlich kürzer als der erste. Aus meiner Sicht klingt er wesentlich freundlicher und dadurch kürzer. Außerdem hat der Leser in diesem Fall das positive Gefühl, dass man seine Anfrage ernst nimmt und sich gern um ihn kümmert. Das liegt unter anderem daran, dass wir hier keine einzige Substantivierung finden – ganz anders als beim ersten Text.

Ginge es allerdings um eine Beschwerde, könnte der bessere Text etwas so lauten:

Durch Ihren Hinweis geben Sie uns die Chance, unseren Service für Sie zu verbessern. Dafür herzlichen Dank. Wir prüfen gerade, wie wir Ihren Wünschen noch besser entsprechen können und melden uns dazu in den nächsten Tagen bei Ihnen.

Hier nun ist der Text sogar länger geworden. Trotzdem liest er sich angenehmer, weil er viel konkreter ist als unser Beispieltext. Außerdem haben wir als Leser das versöhnende Gefühl, dass sich jemand um unsere Wünsche kümmert.

Wie Sie sehen, haben wir auch hier keine einzige Substantivierung verwendet, wohl aber einige Hauptwörter. Versuchen Sie doch gleich mal, solche leider immer noch üblichen Formulierungen aus Geschäftsbriefen zu verbessern, indem Sie möglichst viele der Substantivierungen durch Tätigkeitswörter ersetzen:

Zum Üben

Ersetzen Sie die Substantivierungen:

  1. Bei Begleichung der Rechnung durch Überweisung bis zum 15. des Monats erhalten Sie 2 Prozent Skonto.
  2. Auf Veranlassung unserer Geschäftsleitung bieten wir Ihnen folgendes an: …
  3. Bei Fortsetzung der Aufwärtsentwicklung an den Kapitalmärkten wird eine Dividendenerhöhung nicht ausbleiben.
  4. Bei der Berechnung des Honorars fand Ihre Sondervereinbarung Berücksichtigung.
  5. Vielen Dank für die Zusendung der Bewerbungsunterlagen.

Mögliche Lösungen

So oder ähnlich lesen sich die besseren Sätze:

  1. Wenn Sie die Rechnung bis zum 15. des Monats begleichen, erhalten Sie 2 Prozent Skonto.
  2. Unser Geschäftsführer bat mich, Ihnen anzubieten, …
  3. Entwickeln sich die Kapitalmärkte weiterhin positiv, wird sich auch die Dividende wieder erhöhen.
  4. Beim Honorar haben wir Ihre Sondervereinbarung berücksichtigt.
  5. Vielen Dank für Ihre Bewerbung. Oder: Schön, dass Sie sich bei uns beworben haben.

Bestimmt haben Sie noch ganz andere Ideen. Schreiben Sie sie gern in die Kommentare, das inspiriert anderen Leser zusätzlich. Mehr Tipps zu Geschäftsbriefen finden Sie unter unter den Klartext-Downloads.